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Kräuterstraußbinden 2014

Anblick allein hat "heilende" Wirkung

(Den Originalartikel finden Sie hier)
Der Duft von Lavendel, Minze, Wermut, Estragon, Bohnenkraut und Co. erfüllte den Flur des Gemeindehauses St. Peter.
"Ich habe gar nicht daran geglaubt, dass wir eine solche Fülle an Kräutern zusammenbekommen", zeigte die Vorsitzende der katholischen Frauen (kfd) Ilvesheim, Anni Wawra, auf die duftende Vielfalt. Flinke Hände fügten die Kräuter zu kleinen Sträußchen zusammen, die an "Maria Himmelfahrt" und die damit verbundene Kräutersegnung erinnern. Gegen eine freiwillige Spende zugunsten der Hilfsorganisation "Oase", die sich in Mannheim um obdachlose Frauen kümmert, können die geweihten Kräutersträußchen von Gottesdienstbesuchern als kleiner Heilsbringer mit nach Hause genommen werden.
Als Hochfest genießt Maria Himmelfahrt (15. August) einen besonderen Stellenwert im katholischen Kirchenkalender. Der Tag ist zugleich der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Heilpflanzen die während dieser Zeit gesammelt werden, übertreffen alle anderen Kräuter mit Ausnahme der Johannis-Kräuter an Kraft. Schon in altchristlichen Gebeten wird Maria als "Blume des Feldes und Lilie der Täler", bezeichnet. Eine Legende, die Maria und die Kräuter verbindet, besagt, dass wundersamer Kräuterduft das Grab Mariens erfüllt haben soll.
In Ilvesheim wird die Tradition der selbst gebundenen Kräutersträußchen von den katholischen Frauen seit knapp 40 Jahren für wohltätige Zwecke hochgehalten. "In diesem Jahr sind mehr Helferinnen als in den Vorjahren zum Kräuterbinden gekommen", freute sich Anni Wawra, dass das Werk relativ rasch von der Hand ging. Dankbar sei man auch den Lieferanten der duftenden Pracht, die ihre Gärten nach Verwertbarem abgegrast hätten, betonte sie. Auf diese Weise sei doch einiges zusammengekommen, so dass man gut 230 Sträußchen binden konnte.
30 davon gingen an die vom Caritasverband organisierte Ortsranderholung nach Seckenheim. Unter dem Motto "Urlaub ohne Koffer", konnten betagte Mitbürger unterhaltsame Tage in ihrer vertrauten Umgebung genießen. Eine von ihnen ist Hilmar Jäger. Die 86-Jährige macht auch beim Kräuterbinden mit, und versieht jedes Sträußchen mit einem Band. "Sie ist unsere "Bindemeisterin", scherzte Hildegard Hartmann, die ebenfalls schon lange Jahre aktiv ist. Zu den Neulingen an den Tischen zählten Petra Volk sowie Jutta und Sabrina Bauer. "Wir wollten ein bisschen behilflich sein", meinte das Trio bescheiden.
Niemand in der Runde kennt sich in Sachen Kräuter so gut aus wie Hannelore Pender. "Das habe ich von meinem Großvater mitbekommen, der mit mir durch Feld und Flur streifte", erzählt sie beim Binden. Neben Kräutern aus dem eigenen Garten hat sie auch einiges an Ilvesheimer Weg- und Feldrändern, wie beispielsweise den blauen Wiesensalbei oder die Flockenblume, entdeckt. Die Vielfalt sei erfreulicherweise wieder größer geworden, da nicht mehr so viel gemäht werde, könnten die Kräuter Samen bilden und neu aufgehen. Aber nicht nur in Ilvesheim auch an der Stiefelhütte in Siedelsbrunn wurde man fündig, wohin der Familienkreis der katholischen Gemeinde einen Ausflug unternahm. "In früheren Jahren hängten die Leute das Kräutersträußchen in den Dachstuhl, um das Haus vor Blitz und Unwetter zu schützen", erklärte Bildungswerk-Vorsitzende, Gertrud Kopecek. Auch heutzutage erfreut man sich an dem duftenden Sträußchen, das alleine schon durch seinen Anblick eine "heilende" Wirkung auf den Menschen hat.

© Mannheimer Morgen, Samstag, 16.08.2014, von Hannelore Schäfer

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